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Grüner Fischer Investments - Analyse

Alexander Weikel  | 19/11/24 | Kategorien: finanzberatung, news
Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Immer mehr Menschen sind in der glücklichen Situation, über ein nennenswertes, liquides Vermögen zu verfügen, das aus einem Erbe, aus dem Verkauf einer Immobilie oder aus einer Abfindung stammt. Die Verwahrung auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten bedeutet geringe Zinsen und auch die Inflationsrate sorgt für Unsicherheit.

Die Angst vor einem Kapitalverlust in einer nächsten Finanzkrise mit Auswirkung auf die finanzielle Versorgung im Ruhestand sorgt für Vorsicht bei der Wahl einer geeigneten Kapitalanlage. Zu viel Geld wurde in der Vergangenheit durch falsche Entscheidungen und windige Kapitalanlagen verloren – Seriosität ist gefragt.

In diesem Bedarfsvakuum positioniert sich Grüner Fisher Investments als professioneller Ansprechpartner nicht nur im Bereich der Kapitalanlage. Auch die speziellen und besonderen Bedürfnisse an eine Kapitalanlage im Ruhestand zu kennen, wird von dem Unternehmen erklärt. Dies wird in nicht nur digitaler Form mit wiederkehrenden Werbeanzeigen vermittelt, auch ein wiederkehrender telefonischer Kontakt findet mit Interessenten wohl statt.

Das Unternehmen Grüner Fischer

Grüner Fisher Investments ging aus dem Zusammenschluss der Thomas Grüner Vermögensmanagement GmbH in Deutschland und der Vermögensverwaltung von Ken Fisher aus den USA im Jahre 2007 hervor. Der Firmensitz ist in Rodenbach und eine Niederlassung hat ihre Adresse in
Frankfurt.

Ken Fisher ist der Sohn eines berühmten, amerikanischen Investors, der im Jahr 1958 eines der erfolgreichsten Bücher zum Thema Private Geldanlage geschrieben hat. Ken Fisher verwaltet aktuell alleine ca. 188 Mrd. US-Dollar.

Als Basis für den Anlageerfolg ihrer Kunden gibt Grüner Fisher Investments an, einen Wissensvorsprung zu besitzen, der innovativen Research- und Prognosetechniken entspringt. Als besonderes  Alleinstellungsmerkmal wird der ständige Kontakt zu ihren Kunden genannt.

Die Produkte - Die Kosten

Die angebotenen Produkte von Grüner Fischer:

  • Die individuelle Vermögensverwaltung
  • Der offene Fonds (Grüner Fisher Global UI - ISIN DE000A0MRAA7)

Zum einen bietet Grüner Fisher Investments eine individuelle Vermögensverwaltung. Hierzu sind nur spärliche Informationen vorhanden, da Grüner Fisher Investments sich natürlich möglichst wenig in die Karten schauen lassen möchte. Hauptsächlich muss auf Erfahrungsberichte von Anlegern zurückgegriffen werden, wenn man sich ein Bild machen möchte.

Die präferierte Depotbank für die Vermögensverwaltung ist offensichtlich die comdirect als Teil der Commerzbank AG.

Die Kosten werden in Erfahrungsberichten mit 1,00% bis 1,80% p.a. angegeben. Hinzu kommt ein Performance-Honorar i.H.v. 10% nach dem High-Watermark-Prinzip. Das bedeutet, dass die zusätzliche Erfolgsvergütung für den Vermögensverwalter nur auf die Überschreitung von Höchstständen
gerechnet wird.

Die laufenden Kosten des offenen Investmentfonds liegen bei 2% p.a.; diese Kosten können von Jahr zu Jahr schwanken. Der Fonds investiert international, flexibel zu aktuell 95% in Aktien von renditeorientierten Unternehmen. Zusätzlich wird eine erfolgsabhängige Vergütung von bis zu 10 % der vom Fonds in der Abrechnungsperiode erwirtschafteten Rendite über dem Referenzwert (EURIBOR® 12M TR (EUR) zzgl. 2,50 %) erhoben, sofern ebenso der bisherige Höchststand des Anteilwerts am Ende der fünf vorangegangenen Abrechnungsperioden übertroffen ist.

Die Struktur

Die Struktur der Vermögensverwaltung wird nicht veröffentlicht, auch i.d.R. den Interessenten nicht, die sich überlegen, ihr Geld der Vermögensverwaltung von Grüner Fisher Investments anzuvertrauen. Verständlicherweise soll niemandem eine Blaupause zur Erreichung der
Anlageerfolge an die Hand gegeben werden.

Somit kann nur die Struktur des offenen Investmentfonds Grüner Fisher Global UI betrachtet werden. Es ist zu erwarten, dass die Struktur der Vermögensverwaltung ähnlich ist, da ein Vermögensverwalter i.d.R. keine unterschiedlichen Philosophien verfolgt. Außer es werden individuelle Kundenwünsche und Risikoeinstufungen in der Struktur berücksichtigt.

Grüner Fischer Global UIGrüner Fischer Struktur MSCI

Den Grafiken ist zu ersehen, dass die aktuelle Struktur sehr ähnlich der Struktur des Index MSCI World (am Bsp. iShares Core MSCI World UCITS ETF USD IE00B4L5Y983) ist. Diese Struktur allerdings kann von Grüner Fischer Investments verändert werden und es können auch je nach Situation an den Finanzmärkten andere Assetklassen, wie z.B. Anleihen, genutzt werden.

Die Philosophie scheint die Abbildung des allgemeinen Marktes mit nur wenigen Abweichungen zu sein. Eine signifikante, langfristige Überrendite nach Kosten ist damit eher wenig wahrscheinlich.

Die Entwicklung

Grüner Fisher Global UI (ISIN DE000A0MRAA7)

iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (ISIN IE00B4L5Y983)

Dieser Vergleich wird in der Form vorgenommen, da die aktuelle Gewichtung der Einzeltitel und der Regionen in dem Fonds sehr ähnlich zu der Gewichtung des MSCI World ist. Diese Gewichtung allerdings kann von Grüner Fischer Investments verändert werden und es können auch je nach Situation an den Finanzmärkten andere Assetklassen, wie z.B. Anleihen, genutzt werden. Hierdurch sollen Verluste für die Anleger reduziert und Erträge gesteigert werden. Der dargestellte Zeitraum war in der Recherche der längste, in dem ein Vergleich der beiden Titel darstellbar ist.

Den Grafiken kann man verschiedene Aussagen entnehmen:

  1. Die Entwicklung ist in Bezug auf Ausschläge und Richtung sehr ähnlich. Dies lässt sich auf die ähnliche Struktur zurückführen.
  2. Die langfristige Entwicklung des Grüner Fisher Global UI in der Rückrechnung ist nicht besser als die Entwicklung des MSCI World ETFs. Dies ist sicher auch der deutlich höheren Kostenbelastung geschuldet.
  3. Die Anlagephilosophie schützt nicht vor Kursrückgängen. Teilweise war diese in dem Fonds Grüner Fisher Global UI höher als in dem MSCI World
    ETF (Bsp.: 2022).

Ein Erfahrungsbericht

Interessenten, die persönlichen Kontakt zu Grüner Fisher Investments aufgenommen haben, führen i.d.R. ein persönliches Gespräch mit einem Außendienstmitarbeiter. In diesem Gespräch wird das Unternehmen vorgestellt und Kosten und vergangene Renditen genannt. Die detaillierte Anlagestruktur wird dabei nicht dargestellt.

Die Wissenschaft

Die renommiertesten Wissenschaftler haben sich mit den Leistungen von Vermögensverwaltern beschäftigt, respektive mit den nicht vorhandenen Möglichkeiten, Marktentwicklungen sicher vorhersagen zu können. Eugene Fama und Paul Samuelsen haben bereits 1965 nachgewiesen, dass in effizienten Märkten alle öffentlich zugänglichen Informationen und Erwartungen im Preis einer Anlage bereits enthalten sind. Die Masse der Renditejäger nutzt jeden kleinen Wissensvorsprung, um eine Mehrrendite zu erreichen, die hierdurch aber direkt durch sich anpassende Preise  schwindet.

Vermögensverwalter generieren ihre Einnahmen zum Großteil unabhängig von dem Anlageerfolg und dem Erreichen einer Mehrrendite im Vergleich zu einem jeweiligen Index, die sie für Ihre Anleger erreichen. Bei manchen allerdings wird der Anlageerfolg durch eine zusätzliche, erfolgsabhängige Vergütung reduziert. Diese Praxis der zusätzlichen Gebühren nach dem High-Water-Mark-Prinzip findet auch bei Grüner Fisher Investments und Flossbach von Storch Anwendung. Sie kann ein sinnvoller Anreiz für Vermögensverwalter sein, eine gute Rendite für die Anleger zu erreichen.

Zahlreiche empirische Studien belegen, dass Renditen sich zufällig und unvorhersehbar entwickeln, beispielsweise Cootner (1962, 1964), Fama (1963,1965), Fama/Blume (1966), Osborne (1959). Sollten Studien mal eine Korrelation nachweisen (Bsp. Fama (1988), Poterba/Sumers (1988)),  halten die Ergebnisse einer kritischen Überprüfung meist nicht stand (Kim/Nelsen/Starz (1991), Richardson (1993)).

Auch das Versprechen, durch die Nutzung von Technik und Algorithmen Investitionschancen zu finden und hierdurch eine Überrendite zu erreichen wurde bereits 1986 durch Brinson/Hood/Beebower widerlegt. Ob die heutige Technik und der Einsatz künstlicher Intelligenz hierzu in der Lage ist, darf
bezweifelt werden.

Dass Vermögensverwalter offensichtlich in ihrem Tun auch „menschlich“ agieren, lassen die Studien von De Bondt / Thaler (1985) sowie Chopra / Lakomshok / Ritter (1992) vermuten. Sie zeigten, dass erfolgreiche Verwalter der letzten 36 Monate oft ihren Erfolg in den kommenden 36 Monaten umkehren und dann zu den Verlierer gehören. Dass es aber Verwalter gibt, die über eine lange Zeit sehr gute Rendite erzielt haben, ist bekannt. Der wohl berühmteste ist dabei das Orakel von Omaha, Warren Buffett. Doch war zu jeder Zeit absehbar, dass sie diese Erfolge erzielen werden? Und waren Privatanleger in der Lage, sich zu beteiligen oder deren Anlagestrategie selbst umzusetzen? Und abschließend: Wie sicher werden diese Verwalter auch in Zukunft zu den Gewinnern gehören?

Die Alternative - ETF statt Vermögensverwaltung

Ausführliche Publikationen von S&P Dow Jones Indices und Morningstar aus dem Jahr 2018 bestätigen, dass aktives Vermögensmanagement von Investmentfonds und Vermögensverwaltern langfristig keinen Mehrertrag im Vergleich zu dem Markt erreichen, in dem sie investieren (siehe auch  Blog). Der Erfinder der Indexfonds John Bogle sagte: „Kluge Investoren versuchen nicht, den Markt zu schlagen, sie kaufen langfristig Indexfonds und diversifizieren.“ Über einen Zeitraum von 15 Jahren waren weniger als 15% der aktiv verwalteten Investmentfonds erfolgreicher als die zu ihnen  passenden Marktindizes. Verzerrt wird diese Zahl noch durch das sogenannte „Survivorship Bias“. Das bedeutet, dass innerhalb der 15 Jahre über 40% der ursprünglich zur Auswahl stehenden Fonds geschlossen wurden. Wird diese Tatsache mit berücksichtigt, dann sinkt die Chance, einen Fonds bei Investitionsbeginn zu wählen, der nach 15 Jahren noch am Markt ist und seinen Vergleichsmarkt geschlagen hat, noch einmal deutlich. Durch eine Kombination von Aktien-ETFs mit Anleihe-ETFs kann das Portfolio der individuellen Risikoneigung und Risikotragfähigkeit angepasst werden und Verwerfungen wie im Jahr 2008 werden abgemildert.

Das Fazit - Aktuelle Erkenntnisse

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Vermögensverwalter Honorare für eine vergleichsweise niedrige, langfristige Chance berechnen, einen höheren Ertrag zu erzielen als ihr Vergleichsmarkt. Ein Investment in den Vergleichsmarkt mittels Indexfonds oder ETFs scheint daher langfristig eine gute Chance zu haben, einen höheren Ertrag zu erzielen.

Die Aufgabe eines Vermögensverwalters ist die Verwaltung des Wertpapierportfolios. Ein Wertpapierportfolio ist aber i.d.R. nur ein Baustein des  Gesamtvermögens. Ein Berater, ein Finanzplaner, sollte eben dieses gesamte Vermögen im Blick haben, Handlungsbedarf erkennen und so seine Mandanten bei der Erreichung ihrer Lebensziele begleiten. Eine Finanz- und Ruhestandsplanung ist Grundvoraussetzung für eine richtige Anlageentscheidung.

Eine Vermögensverwaltung durch einen Finanzplaner muss daher viel mehr sein, als nur eine Depotbetreuung:

  • Betreuung des Wertpapierdepots und Initiierung notwendiger Depotveränderungen
  • Koordination des Versicherungsmaklers und Überprüfung bestehender Versicherungen
  • Jährliche Aktualisierung der Ruhestands- und Finanzplanung zur Erreichung der individuellen Lebensziele
  • Beratung zu jeglichen anfallenden Fragestellungen
  • Zugang zu notwendigen Finanzprodukten schaffen
  • Versorgung des Beraternetzwerks (Steuerberater, Rechtsanwälte) mit den notwendigen Informationen und Unterlagen und enge Zusammenarbeit  mit diesen.
  • Begleitung bei Sonderthemen wie Vermögensübertragung, Finanzierungen, Vermögensverwaltende Holding

Die meisten Vermögensverwalter bieten diesen Dienstleistungsumfang selbst nicht an.

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